3. Mai 2016
Hier der Text aus dem Weltembummler #55, der am vergangenen Montag auf dem Stadionvorplatz und vor den Toren verteilt wurde:
Nach einer turbulenten Woche mit einem herben Rückschlag, geht unser Blick auf das heutige Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Für Fans und Vereine weist dieses Spiel eine erhöhte sportliche Brisanz durch den Abstiegskampf beider Teams auf. Zu allem Überfluss zwingt uns die DFL durch die Terminierung dieser Begegnung an einem Montagabend uns erneut mit dem Thema Anstoßzeiten auseinanderzusetzen.
Am 22.03.2016 veröffentlichte die DFL die Terminierung der Spieltage 30 bis 32, wobei sie für einen Eklat sorgte, indem sie am 32. Spieltag eine Begegnung am Montagabend um 20:30 Uhr festlegte. Dabei beugte sich der Verband dem Druck von Politik und Polizei, aufgrund der hohen Auslastung der Sicherheitskräfte am 01. Mai, keine Bundesligaspiele stattfinden zu lassen. Damit aber nicht genug: Wer die Montagsbegegnung bestreiten sollte, wurde vom Abschneiden der deutschen Vereine in den europäischen Wettbewerben abhängig gemacht. Entweder sollte die Partie SV Werder Bremen vs. VfB Stuttgart oder Borussia Dortmund vs. VfL Wolfsburg am Montag stattfinden. Gewissheit konnte man aber erst nach dem Spiel der Dortmunder in Liverpool am 14.04.2016 haben. Des Weiteren wurde die Anstoßzeit des Montagsspiels der 2. Bundesliga auf 18:30 Uhr vorverlegt, damit die Spiele nicht zeitgleich stattfinden.
Für aktive Fans ist dieses Vorgehen der DFL ein weiteres klares Signal, dass ihre Interessen nicht wertgeschätzt werden und wirtschaftliche Faktoren im Vordergrund stehen. Wenn diese Entwicklung so weiter voranschreitet, sehen wir die Zukunft des Fußballs, wie wir ihn lieben, gefährdet.
Wer profitiert von dem Montagsspiel?
Es ist zu vermuten, dass sich die DFL durch ein gesondertes Spiel am Montag erhofft, das „Produkt“ Bundesliga, gerade im Hinblick auf die aktuelle Ausschreibung für die TV-Rechte ab der Bundesliga-Saison 2017/18, attraktiver zu gestalten. Der Verband versucht so den TV Sendern höhere Einschaltquoten zu versprechen, um die eigenen Einnahmen aus der TV-Vermarktung zu maximieren. Die Partie am Montag ist bis dato ein Novum, daher hat die DFL keine vergleichbaren Zahlen für die Einschaltquote eines Erstligaspiels am Montagabend. An diesem Spieltag ließ sich die Terminierung aufgrund von Sicherheitsbelangen rechtfertigen.
Auch die Auswahl der Partie untermauert diese Vermutung. Mit dem SV Werder Bremen und dem VfB Stuttgart bestreiten zwei langjährige Erstligisten, mit einer hohen Akzeptanz und vielen Fans in der ganzen Republik, diese Partie. Gelegen kommt dazu die sportliche Brisanz aufgrund des Abstiegskampfes. Auf die Fans wurde unterdessen keine Rücksicht genommen, da die Entfernung, die die Gäste zurücklegen müssen mit 624 km die Weiteste an diesem 32. Spieltag ist.
Wer sind die Leidtragenden?
In erster Linie sind die Fans die Leidtragenden. Und zwar alle!
In diesem Fall aber natürlich speziell die Fans der vier betroffenen Vereine, welche erst zwei Wochen vor den Spielen ihre Anreise und ihren Urlaub planen konnten. Die Anreise wird also vielen Fans erschwert oder sogar unmöglich gemacht und damit auch die Unterstützung des eigenen Teams. Somit wird der so häufig verwendete Fair Play Gedanke mit Füßen getreten, da es faktisch eine Wettbewerbsverzerrung darstellt. Aber auch die Heimfans, die zu großen Teilen aus dem Umland der Städte kommen, bleiben davon nicht unberührt.
Was resultiert daraus?
Auf kurz oder lang werden sich die Stadien bei der zunehmenden Spieltagszerstückelung leeren, wie Beispiele in der zweiten Liga bereits zeigen. Die Vereine verkaufen weniger Eintrittskarten und sind somit auch finanziell direkte Leidtragende. Zusätzlich dazu wird auch die Stimmung sinken da auch die aktiven Fans Urlaub und Mehrgelder benötigen. Vor allem aber die Erkenntnis, dass sie als aktive Fans noch mehr wert sind als der schnöde TV Mammon. Dies wird unweigerlich wiederrum dazu führen, dass nach und nach noch weniger Zuschauer es als erstrebenswert empfinden, teure Tickets für noch weniger Erlebnis und mehr Strapazen zu erwerben.
Wir sehen ganz klar die Vereine in der Pflicht, sich für ihre Fans einzusetzen. Nach Bekanntgabe der Spieltagsterminierung wurde von Werders Verantwortlichen ausschließlich die Ansetzung des Nordderbys kritisiert, von Thomas Eichin der Termin als „eine absolute Katastrophe“ bezeichnet. Ohne Protest und Verständnis für Faninteressen wurde das Montagsspiel hingenommen. „Das müssen wir so akzeptieren“, so Klaus Filbry. Der VfB Sportvorstand Robin Dutt hingegen bezeichnete die Spielansetzung als „absolut nicht nachvollziehbar“. Er befürchtet eine Wettbewerbsverzerrung durch den fehlenden Support der VfB-Fans. Auch wir erwarten von der Geschäftsführung unseres Vereins sich kritisch mit diesem, aber auch anderen Themen, die uns Fans betreffen, auseinanderzusetzen. Als momentanes Mitglied des Ligavorstandes der DFL hätte Filbry dafür die besten Vorrausetzungen. Stattdessen ist davon auszugehen, dass für die Montagsspiele in Zukunft gestimmt wurde.
Nicht zu vernachlässigen ist in dieser Debatte, dass zugleich die Zweitligapartie zwischen dem Karlsruher SC vs. SV Sandhausen vorverlegt wurde. Fanunfreundlichere Anstoßzeiten sind fast nicht mehr möglich. Aber Hauptsache der TV-Zuschauer bekommt rund um die Uhr Fußball angeboten!?
Was tun wir dagegen?
Wir sprechen uns seit Jahren gegen die Spieltagszerstückelung und für fangerechte Anstoßzeiten aus. Ein wichtiges Anliegen ist uns dabei die Sensibilisierung des Themas bei den Fans. Gerade deshalb ist es für uns unmöglich, an diesem Spieltag als Gruppe aktiv aufzutreten und der DFL das gewohnte stimmungsvolle Stadionerlebnis zu liefern. Wir wollen im ersten Montagsspiel der 1. Bundesliga, stellvertretend für alle Fans in Deutschland, die sich gegen die Spieltagszerstückelung und für die Wertschätzung von uns aktiven Fans Woche für Woche engagieren, ein Zeichen setzen.
Viele Fan-Gruppen aus Stuttgart und Bremen werden nicht aktiv beim Spiel auftreten oder dem Spiel gänzlich fernbleiben. Selbstverständlich wissen wir, wie tief unser Verein im Abstiegskampf steckt und wie dringend die Mannschaft auf unsere Unterstützung angewiesen ist. Dennoch gehen wir diesen Schritt, weil er für die Zukunft unseres Sports und somit auch unseres Vereins sehr wichtig ist.
Diese Zukunft befindet sich an einem Scheideweg, wo jeder Fan für sich bestimmen muss, wie weit er diesen Weg noch mitgeht. Wir haben in der Vergangenheit unser Möglichstes getan, den Fußball, wie wir ihn lieben, zu erhalten.
Die Bedeutung des ersten Montagsspiels ist trotz der sportlichen Situation einfach zu groß, um nicht dagegen mit den entsprechenden Maßnahmen vorzugehen. Sollte es am Ende für uns sportlich nicht reichen, liegt es sicher nicht an mangelnder Unterstützung einiger Werder Fans bei nur einem Spiel. Es gab noch 33 weitere Spiele, bei denen wir alles für den Verein gegeben haben!
Setzen wir gemeinsam ein Zeichen gegen Montagsspiele! Lasst uns die DFL in ihrem Vermarkungswahn in die Schranken weisen! Vereine, setzt euch klar für eure Fans ein!
16. Februar 2015
Sehr geehrter Herr Seifert,
die Bundesliga ist seit Jahrzehnten eine der attraktivsten Fußballligen der Welt. Hochklassiger Fußball begeistert die Zuschauer, eindrucksvolle Choreographien und bedingungslose Leidenschaft locken jedes Wochenende Hunderttausende in die Stadien und vor den Fernseher.
Dieses Alleinstellungsmerkmal gilt es zu stärken. Die Fans im Stadion sind ein bedeutender Bestandteil der Attraktivität des deutschen Fußballs. Die Bundesliga bietet hier im weltweiten Vergleich etwas ganz Besonderes: ausverkaufte, stimmungsvolle und euphorische Stadien. Ohne Emotionen wäre der Profifußball in Deutschland deutlich weniger reizvoll, nicht nur für die Stadionbesucher, sondern auch für die Zuschauer am Fernseher. Die Unterstützung der Fans in den Stadien lässt den Zuschauer aktiv am Geschehen teilnehmen und stärkt die emotionale Bindung zum Fußball. Gleichzeitig berichten Spieler immer wieder, welche Bedeutung es für sie hat, vor vollen und emotionalen Rängen spielen zu können.
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10. Dezember 2014
Das unabhängige Bündnis ProFans verleiht der Fanszene des SV Werder Bremen den Negativpreis „SAM“ für den Monat Dezember. Die Werder-Fans müssen am 14. Spieltag, an einem Sonntagabend zum Auswärtsspiel nach Frankfurt reisen (442 km) und am 16. Spieltag, an einem Mittwochabend nach Mönchengladbach (476 km). Auch in diesem Monat müssen viele Fans unvermeidbar Urlaubstage nehmen, wenn sie ihre Mannschaft in der Ferne unterstützen wollen.
Die Abkürzung SAM steht für „SpielAnsetzungsMonster.“ Das SAM wird einmal im Monat vom Bündnis ProFans als Negativpreis an die Fanszene vergeben, die am meisten unter den fanunfreundlichen Anstoßzeiten leiden muss. Der Preis soll die Fanszenen zu noch mehr Engagement gegen diese unerträglichen Missstände motivieren und die Öffentlichkeit über die Problematik aufklären.

Auf den Plätzen Zwei und Drei liegen für den Monat Dezember 2014, im negativen Ranking der Jury von ProFans, die Fanszenen vom FC Sankt Pauli und von Eintracht Braunschweig.
Mit der fünften und letzten Verleihung des SAM im Jahr 2014 ist es an der Zeit ein kurzes Resümee der zurückliegenden Verleihungen und Aktionen zu ziehen und gleichzeitig einen Ausblick auf die kommende Hinrunde im Jahr 2015 zu geben. Die Verleihung des SAM zog eine Reihe von Aktionen der Preisträger nach sich, die dazu führten, dass im Fall von Hertha BSC und dem FC Augsburg, auch Vereinsoffizielle öffentlich die Forderungen von ProFans bekräftigten.
So plädierte Ingo Schiller, Geschäftsführer Finanzen bei Hertha BSC, für die Einführung der 300km-Regel. Schiller betonte, dass gerade an Freitagen weit entfernte Ansetzungen vermieden werden sollten und versprach, dass der Verein diese Problematik direkt bei der DFL ansprechen werde. Unterstützung bekam die Forderung darüber hinaus vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des FC Augsburg, Klaus Hofmann: „Die 300km-Regel ist sinnvoll und für ihre Einführung werden wir unsere Stimme erheben.“
Ob es an den Aktionen lag oder nicht, drei Spieltage in der ersten Fußballbundesliga wurden am Ende der Hinrunde in etwa so terminiert, wie es den Forderungen von ProFans entspricht. „Positiv zu erwähnen ist auch, dass die Bekanntgabe der Spielansetzung zuletzt sehr viel früher erfolgte als in der Vergangenheit. Eine langfristige Planung der Auswärtsfahrten ist somit auch bei schwierigeren Ansetzungen eher möglich“, sagt Jakob Falk, Sprecher von ProFans.
Diese beiden Punkte wären eigentlich ein Grund zur Freude, wenn sie nicht durch weiterhin nicht hinnehmbare Spieltagsansetzungen vor allem in Liga 2 und 3 überschattet werden würden. „Uns ist auch klar, dass die derzeitig verbesserte Situation eine Momentaufnahme sein kann. Allein durch die festgesetzten Anstoßzeiten von Freitag bis Montag, werden zwangsläufig wieder unmögliche Ansetzungen auf uns zukommen“, sagt Gloria Holborn von ProFans.
Daher wird ProFans auch in der Rückrunde weiter das „SAM“ verleihen, um das Thema unablässig in der Öffentlichkeit anzusprechen. ProFans-Sprecher Alex Schulz: „Wir werden auch im kommenden Jahr beim Thema Anstoßzeiten am Ball bleiben. Wir haben in dieser Hinrunde erlebt, dass die Sache viele Fans sehr belastet und dass wieder neues Leben in den Protest gekommen ist. Als Einzelkämpfer können wir vermutlich wenig ausrichten. Uns ist bewusst, dass das Interesse der Fußballvereine bei den Verbänden mehr Gewicht hat. Daher sollten die Fans des Landes alles versuchen, um ihre Vereine aktiv mit ins Boot zu holen. In einigen Fällen hat das schon sehr gut geklappt und die Erfolge wurden öffentlich bekannt.“
ProFans ruft daher die künftigen Preisträger des SAM, sowohl die Fanszenen, als auch die Vereine, dazu auf, den bisherigen Gewinnern zu folgen, auf die Forderungen von fanfreundlichen Anstoßzeiten öffentlich zu reagieren und somit den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen.
Das Bündnis ProFans fordert von der DFL öffentliche Erklärungen für das Zustandekommen der nachfolgenden fanunfreundlichen Ansetzungen für den Monat Dezember 2014. Wir Fußballfans sind nicht länger gewillt, solche Ansetzungen einfach so hinzunehmen.
ProFans, im Dezember 2014
Quelle
Nachtrag:
Richtigstellung zum SAM-Gewinn im Dezember 2014
Aufmerksame Leser*innen unserer Pressemitteilung haben uns die Rückmeldung gegeben, dass sich irgendwie ein Fehler bei unserer Streckenberechnung eingeschlichen hat. Wir bitten diesen Fauxpas zu entschuldigen. Die Entfernung der Strecke zwischen Bremen und Mönchengladbach beträgt 329km und nicht wie angegeben 476km. Da die Preisverleihung bereits erfolgt ist, ist es zu spät den Gewinner für den Monat Dezember noch einmal zu ändern. Unsere grundsätzliche Kritik an den Anstoßzeiten bleibt unabhängig davon natürlich bestehen. Den Fans von Werder Bremen geht es da nicht anders, als allen anderen Fans auch. Der Gewinn des SAM (SpielAnsetzungsMonster) ist grundsätzlich symbolisch zu verstehen und stellvertretend für alle betroffenen Fans gedacht.
Für fangerechte Anstoßzeiten!
ProFans im Dezember 2014
Quelle